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DIE LEBENSERINNERUNGEN VON PAUL HAEGER AUS SILESEN.
Niedergeschrieben in zwei Ausfertigungen Januar 1977 und März 1981

Bearbeitet von Dr. Otto Haeger, Oberkammlach, und Reinhard Schinka, Berlin, 2001/2002


"Die drei Haegers und ihre Kronprinzen". V. l. n. r.: Reinhard Haeger mit Sohn Siegfried, Otto Haeger mit Sohn Reinhard, Paul Haeger mit Sohn Martin

III. Die Bewirtschaftung meines Bauernhofes in Silesen

Wohnhaus von Paul Haeger in Silesen
Wohnhaus von Paul Haeger in Silesen

Nach dem Kriege habe ich dann wieder zu Hause gearbeitet. Da ich der Erbe von meines Vaters Hof war, mußte ich noch warten, daß ich den Hof übernehmen konnte , denn meine Mutter wollte den Hof noch nicht abgeben. Erst 1924 ging Vaters Hof auf meinen Namen über. Wera und ich haben nun die Arbeit übernommen, aber wir hatten auch gute Hilfe, meine Mutter hat Wera in der Küche und Paul Winkler hat mir bei aller Arbeit geholfen, sei es Feldarbeit oder zu Hause auf dem Hof. Ich bin ihm noch viel Dank schuldig. Auch Schwester Alma hat uns, solange sie zu Hause war, bei der Arbeit geholfen, auch ihr sei Dank dafür.

Altes Backhaus in Silesen
Altes Backhaus in Silesen

Wir beide haben uns über unsere Arbeit gefreut. Ich habe mehrere Maschinen gekauft, eine Dreschmaschine mit Reinigung, eine Drillmaschine, einen 10-PS-Motor. Der alte Motor wollte die Dreschmaschine mit Strohpresse nicht ziehen. Nun hat das Dreschen Spaß gemacht. Ich habe bei meinen ersten Jahren 40 bis 50 Morgen Acker drainiert, die Hütung kleiner gemacht, das war guter Boden, 1938 habe ich noch die Wiese, die zu naß war, drainiert.

Da wir nun zwei Jungen hatten, haben wir uns mit dem Gedanken getragen, einen neuen Stall zu bauen. Der alte Stall war noch nicht schlecht, aber wir wollten doch leichter und bequemer leben. Im Winter 1934 bis 1935 war es dann soweit, da begann das Langholz- und das Steinefahren, im frühen Frühjahr 1935 wurde der alte Stall abgebrochen und der Maurermeister Ewald Guse begann mit dem Neubau.

Das Vieh wurde in die Scheune verlegt, es mußte eben gehen. Der neue Stall mit Futterküche sollte 56 m lang und 14 m breit werden. Zum Schluß hat es doch viel Arbeit gekostet, aber als alles fertig war, da war es doch gut. Alles mit Wasserleitung und Selbsttränke, Motor zum Rübenschneider und Wasserpumpe. Dungstätte und Jauchegrube kam hinten raus, der Hof sollte frei bleiben.
Im Stall waren drei Futtergänge, je neun Plätze und drei Buchten für Jungvieh. Dies war der Kuhstall. Weiter wurden im Stallgebäude der Pferdestall mit Fohlenboxen, der Schweinestall und ein Raum für die Maschinen untergebracht. Die Gesamtkosten lagen bei 20.000 bis 25.000 Mark. Am Sonnabend vor Pfingsten war Richtfest, ich hatte alle eingeladen, die beim Bau mitgeholfen hatten, es waren etwa 35 bis 40 Mann. Ende Juni konnten wir das erste Heu auf den Stallboden bringen, bald kamen auch die Pferde und Kühe und Schweine in den neuen Stall.

So haben wir denn auf unserem Hof mit neuen Stallgebäuden gearbeitet. Die Arbeit hat uns Freude gemacht. Haben Fohlen gezogen, da wir nun den großen Pferdestall mit Fohlenboxen hatten, dazu auch draußen Fohlenkoppeln. Habe dann auch das Rindvieh verbessert, gute Färsen zugekauft.
Im Frühjahr 1939 wurde die große Wiese noch drainiert, und alle Gräben wurden zugemacht. So konnten wir nun mit dem Grasmäher und Heuwender immer gerade durcharbeiten. Im Garten hatte ich schon viele Obstbäume gepflanzt, Spargel hatte ich schon 1926 angelegt.

Der Hof in Silesen
Der Hof in Silesen

Für die Landwirtschaft hatten wir nun gute Zeit, für Getreide, Kartoffeln und Vieh hatten wir stabile Preise, jeder konnte so wirtschaften, wie er wollte. Die Löhne waren auch nicht zu hoch, es konnte jeder damit bestehen.
Auch die Feldarbeit hat doch Spaß gemacht, unser gesamter Acker war doch in einen Plan. Hier hatten wir anfangs zwei Grasmäher und zwei Getreidemäher, sog. Ableger. Zur Ernte 1928 hatte ich einen Selbstbinder gebaut. Nun war die Erntearbeit für die Frauen nicht mehr so schwer. Die Garben mußten nur noch aufgestellt werden. Im Jahre 1930 habe ich eine Dreschmaschine mit Reinigung gekauft (2300 Mark). Das war eine gute Maschine; in diesem Jahr hatten wir eine gute Getreideernte. Die Scheune wurde voll, da mußten wir auf dem Felde eine Miete setzen. Die haben wir dann mit der Dreschmaschine auf dem Feld abgedroschen. Von einem guten Freund, dem Bauern Hugo Venzke aus Pustchow hatten wir einen Ölmotor geborgt. Der hat die Dreschmaschine gut gezogen, in zwei Tagen war die Miete ausgedroschen. Ein paar Jahre später hatte ich zu der Dreschmaschine eine Strohpresse gekauft, die das Dreschen zum Spaß gemacht hat.

[Meine Mitgliedsachaft in der NSDAP]

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