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Mandelatz
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Chronik der Familie Haeger (Auszüge) - Jagderlebnisse

Forsthaus Kiefheide

Vor dem Forsthaus Kiefheide: Franz Knuth und Reinhard Haeger (beim Motorrad)

Wie ich schon vorhin erwähnte, stand in Kiefheide das Jagdhaus, und Onkel Knuth, Pankow, wohnte auch einmal im Winter bei Schnee darin. Kurt Treichel, der auch in Mandelatz war, leistete ihm dort auf einige Tage Gesellschaft. So ging Onkel Knuth jeden Abend oben an der Neuenhofer Grenze an die Wiese, wo sich immer Hirsche fährteten. Er hielt aber immer nur bis zehn Uhr abends aus, weil er dann fror, da er keine Unterhosen trug.
Dies war schon einige Abende so gegangen, und Kurt machte Herrn Knuth den Vorschlag, doch einmal zu tauschen, worauf Onkel Knuth einging, und dann Kurt einen Hochsitz ca. 300 m hinter dem Jagdhaus einnahm. Kurt war aber erst gegen 9 Uhr abends losgegangen und nahm an, daß die Hirsche spät kämen. Er saß in einem Schirm aus Kiefernstrauch und Wacholder, und mit der Zeit pustete die Kälte durch. Es lag etwas Schnee, und es war kalt, am Abend taute es aber, und es schien kein guter Mondschein. So saß Kurt wohl einige Stunden, bis gegen elf oder zwölf Uhr erst ein schwacher Hirsch austrat, dann ein etwas stärkerer und noch ein Hirsch, dann ein ganz starker, und Kurt hatte doch etwas Herzklopfen bekommen, da der Starke die Schwächeren vorwärts trieb. Er schoß nun durchs Fernrohr, welches auch noch nicht das beste war, und die Hirsche gingen flüchtig ab. Beim Zielen hatte er sich ordentlich anstrengen müssen, da schlechter Mondschein war. Kurt hatte nun vom Bahnhof aus Reinhard angerufen, der in der Nacht mit Albert und Schlitten nach Kiefheide fuhr und mit der Fahrradlampe Nachsuche hielt. Albert hatte gesagt: "Hier ist Blaut, hier...och wo hei blött heb, kiek eis hie!"

Nach ca. 100 m lag dann der Hirsch verendet mit gutem Blattschuß, ein sehr guter Zwölfer zu damaliger Zeit. Onkel Knuth hatte eine Rotte Sauen beim Hochsitz gehabt, war mit der Drillingsmündung gegen das Fenster gestoßen, und alle Sauen waren mit lautem "Wuff" abgegangen. Es wurden in einer Mondscheinnacht in Mandelatz von Siegfried unter Kurts Führung zwei Stück Keiler und in Kiefheide von Scheunemann zwei starke Keiler und ein stärkerer Keiler von Ruske erlegt. Fünf Keiler in einer Nacht waren doch zu viel, aber es war auch viel Wild da "und viel Wildschaden".

Da sich in Mandelatz immer mehr Jäger einfanden, so z. B. Ruske, Ohlow Priebe, Max Redicke und Scheunemann, Belgard, und schon eine ziemliche Uneinigkeit und Jagdneid herrschte, suchte ich in anderen Revieren, so in Klein Dubberow, Jagdanschluß. Förster Koglin hatte einen ziemlich hohen Abschuß zu erfüllen, und so fuhr ich von Zarnefanz aus an einem Sonntag zum Forsthaus Fundel. Koglin und ich erlegten an diesem Sonntag bis zwei Uhr nachmittags sieben Stücken Hochwild, und zwar drei Stücke Rotwild und vier Stücke Schwarzwild. Koglin schoß noch einen Überläufer vorbei, es wären sonst acht Stücken gewesen (beim Pirschen und Selbstzudrücken). Zum Schluß des Krieges verfügte der Kreisjägermeister Weske, Schinz, daß Scheunemann, Belgard, und ich nur Mandelatz und Kiefheide bejagten. Wir sind dann beide sehr gut miteinander ausgekommen. Scheunemann erlegte 1943 in der Brunft einen guten Zwölfer Hirsch auf dem Kreuzgestell-Rohrwiesenschonung von der Kanzel aus, die auf dem Kreuz stand. Es war in der Feistzeit und ich beobachtete ihn durchs Glas vom kleinen Wildacker aus.

So habe ich unzählige jagdliche Freuden im herrlichen Mandelatz gehabt, und wenn man am Tage Ärger in der Landwirtschaft hatte, so ging man zur Erholung abends in den Wald, eventuell als stiller Beobachter des Wildes, und setzte sich auf einen Hochsitz.


Ende

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